Beachtung verdient die Tatsache, dass sich die Produktion vieler deutscher Rüstungszweige, trotz der umfangreichen alliierten Luftoffensiven, bis zum September 1944 immer wieder erholen und sogar steigern konnte. Dies mögen auch die Gründe sein, dass eine unterirdische Produktion lange vor sich hergeschoben wurde. Mit der zunehmenden Luftüberlegenheit der Alliierten nahm die Gefährdung kriegswichtiger Produktionsstätten drastisch zu. Hierbei wurden neben eindeutig militärischen Zielen bald auch systematisch Zivilziele und produzierende Betriebe angegriffen. Die hierbei erzielten Schäden resultierten dabei in empfindlichen Produktionsminderungen, die bis zu einem totalen Produktionsausfall führten. In Stuttgart, mit seinem hohen Anteil an kriegswichtigen Produktionsstätten, wurde diesem Problem Rechnung getragen. Es fand als erste Maßnahme eine Dezentralisierung in den ländlichen Raum statt. So wurden Teile der Firma Bosch mit einem Kostenaufwand von 28 Millionen Reichsmark an 213 Stellen in 102 Orte verlagert. Dies war nicht ausreichend. Deshalb wurde auch die Produktion von den Stuttgarter Firmen zunehmend in den Untergrund oder aufs Land verlagert. Dazu benutzte man bereits bestehende Höhlen, alte Bergwerksstollen, Tunnels oder tiefe Keller. Speziell dafür wurden auch Stollen gegraben. Die Örtlichkeiten der Untertageproduktion wurden alle unter Tarnnamen geführt. KZ Häftlinge richteten den Gipsstollen in Obrigheim für die Flugzeugmotorenherstellung der Firma Daimler her. Der Stollen in Feuerbach für die Firma Bosch unter dem Siegelberg erhielt den Namen Chromit, angrenzend an den Pi Stollen 22-77 in Mühlhausen den Namen Fahlerz, der Pragsatteltunnel der Eisenbahn zwischen Stuttgart und Feuerbach den Tarnnamen Ziesel-1 und der Stollen Rübezahl, den Tarnnamen Numolit. Der Eisenbahntunnel Rosenstein in Bad Cannstatt wurde unter dem Tarnnamen Emu geführt. Auch der ehemalige Brauereikeller des Englischen Gartens am Nordbahnhof war als Untertageproduktionsstätte vorgesehen und erhielt den Tarnnamen Friderike . Selbst der Wagenburgtunnel, eigentlich für die Zivilbevölkerung gebaut sollte als unterirdische Produktionsstätte herangezogen werden. Erst auf Intervention des Stuttgart OB Strölin wurde davon Abstand genommen. Dies erfolgte unter der höchsten Geheimhaltungsstufe. Es ist deshalb heute sehr schwer dies zu recherchieren und wir dürfen gerade auf diesem Gebiet, in den kommenden Jahren noch mit macher Überraschung rechnen. Der Beschluss für Produktion Untertage erfolgte Mitte 1943. 80 Prozent der kriegswichtigen Produktion sollte unterirdisch erfolgen. Nur 20 Prozent ging bis Kriegsende in Betrieb. Dazu gab es 340 bekannte unterirdische Stollen. Nicht alle dieser Stollen sind in Betrieb gegangen. 800 Stollen sollten es werden.
Rational betrachtet war das technische Konzept eine gute Lösung, die Mittel für die Umsetzung unakzeptabel.