Richard Scheuerle wurde 1917 zum Militär eingezogen und wurde an der Westfront eingesetzt. Er erlitt dort im August 1918 eine Gasverletzung, die ihn zeitweilig erblinden ließ. Der Heilungsprozess dauerte ein Jahr. Er nahm trotzdem ein Studium als Bauingenieur auf. 1926 trat er in die Städtischen Wasserwerke ein. Sein Spezialgebiet war die Quellfassung der Mineralquellen. 1934 kam er zum Kuramt, wurde 1938 zum Oberbaurat das Referat II ernannt. Mit dem Ausbruch des Krieges wurde er mit den Luftschutzbauten betraut im Range eines Baudirektors. Scheuerle war seit November 1932 Mitglied der NSDAP und ab November 1933 Mitglied der SS. Er stieg dort auf bis zum Rang eines Hauptsturmführers ehrenhalber, den er aber nicht aktiv ausübte. Er wurde so gut wie nie in Uniform gesehen. OB Ströln setzte 1940 nach dem Führersoforterlass Scheuerle im Dienstrang eines Oberbaurats zum Luftschutzreferenten ein. Er war für die Umsetzung der Luftschutzbaumaßnahmen zuständig. Scheuerle setzte sich voll für die ihm übertragenen Aufgaben ein und eckte dabei mehrfach mit Parteigrößen sowohl aus Stuttgart als auch aus Berlin an, da diese seine Arbeit als nicht parteikonform sahen. So unterband er unter anderem Materiallieferungen welche der Ortsgruppenführer von Botnang für seinen Privatbedarf aus dem Bestand des Luftschutzbaus abzweigen wollte. Die Organisation Todt sah er als Materialverschwender und prangerte dies öffentlich an. Sein größter Widersacher im Amt war sein Kollege Dr. Schwarz, Leiter des Referates 1 beim Tiefbauamt, der andere Ansichten über den Luftschutzbau hatte. Dr. Schwarz war ebenfalls Parteimitglied. 1942 wurde Scheuerle zum Baudirektor befördert. Nach dem Ende des Krieges musste er auf Weisung der Alliierten aus dem städtischen Dienst entfernt werden. Am 1. Juni 1945 kam er in ein Internierungslager und wurde am 1. Oktober 1945, auf Weisung der Amerikaner, fristlos entlassen.Während seiner Internierung wurde er mit organisatorischen Arbeiten bei der Trümmerbeseitigung betraut. Dazu durfte er das Lager verlassen. Die Spruchkammer kam dann zum Ergebnis, dass er als minderbelastet aus der Untersuchung hervorging. Scheuerle trat ab März 1947 in das Architekturbüro Frank ein. Ab 1948 machte er er sich selbständig und befasste sich hauptsächlich mit dem Brunnenbau. Ab 1956 wurde er dann für dienstunfähig wegen einer Magenerkrankung gestellt und erhielt eine Rente. Sein Büro übernahm sein Sohn Klaus Scheuerle. 1958 verstarb er an den Folgen dieser Krankheit.
Nach seiner Entlassung aus dem städtischen Dienst, pflegte Scheuerle weiterhin einen engen Kontakt mit Karl Strölin.