Die Hoover Speisung, benannt nach dem 31. US-Präsidenten Herbert Clark Hoover (10.08.1874 - 20.10.1964), ermöglichte untergewichtigen Kinder im Alter von sechs bis 18 Jahren an der Schule zusätzliche Kalorienrationen. H.C. Hoover war Präsident von 1929 bis 1933 der Vereinigten Staaten.
Im März 1947 hatten 36,4 Prozent aller Schüler ein erhebliches Untergewicht. Die neben erhöhter Krankheitsanfälligkeit gravierendsten Folgen: Sehr geringe Konzentration, rasche Ermüdbarkeit und eine hochgradige Gedächtnisschwäche. Besonders betroffen waren davon Flüchtlingskinder. Die dafür notwendigen Lebensmittel wurden aus den USA geliefert. Auf Hoovers Initiative geht zurück, dass ab 14. April 1947 in der Bizone aus den dafür bereitgestellten 40.000 Tonnen an Lebensmitteln 3,5 Millionen Kinder und Jugendliche zwischen sechs und achtzehn Jahren täglich mit einer Mahlzeit versorgt wurden. Die Länder organisierten die Verteilung über die Landkreise und Gemeinden. Im Mai 1947 schrieb das Kreiswohlfahrtsamt Tauberbischofsheim erstmals die Gemeinden an und informierte über die Grundsätze der Hooverspeisung. Zur Unterstützung sollten örtliche Ausschüsse unter dem Vorsitz des Bürgermeisters gebildet werden.
Die Schulspeisung bestand aus einer warmen täglichen Zusatzmahlzeit mit einem Gehalt von ca. 350 kcal. Das entspricht je nach Alter ca. 12–17 Prozent des täglichen Kalorienbedarfs. Gekocht wurde von dazu bestellten Köchinnen nach den mitgelieferten Rezepten.Die Verwaltung der Lebensmittelvorräte war meist einem Lehrer übertragen. Geliefert wurden Grundnahrungsmittel wie Mehl, Zucker, Hülsenfrüchte, Milch sowie verschiedene Trockenfrüchte und Konserven. Wichtig waren auch Kakao und Schokolade – gerade daran erinnern sich noch manche Zeitzeugen.Die Nahrungsmittel wurden in großen weißen Leinensäcken per Schiff angeliefert und an die Gemeinden verteilt. Ein Lager für die Lebensmittel in Stuttgart war der Tiefbunker in Untertürkheim. Während in Großstädten die Suppen in Großküchen gekocht und in Kübeln in den Schulen angeliefert wurden, wurden andernorts lediglich die Zutaten nebst Brennmaterial zur Verfügung gestellt. Das Essgeschirr mussten die Kinder dafür selbst mitbringen. Häufig wurde dafür das ehemalige Essgeschirr von der Wehrmacht eingesetzt.
Die Firma Henkel in Ernsbach kaufte die geleerten Säcke auf, reinigte sie und verkaufte diese Säcke zu einem Preis von einer Reichsmark wieder an die Bevölkerung. Die Säcke waren ein gern gesehener Rohstoff für neue Kleidung, da es kaum Stoffe zu kaufen gab. Die Säcke wurden gewaschen, gebleicht und eingefärbt und es entstanden daraus Röcke, Kleider, Kostüme und Anzüge. (siehe auch Kriegsschrott)
1950 wurde die Hooverspeisung Teil der Schul-gesundheitsfürsorge im Ressort des Kultusministeriums, 1951 dann dem Innenministerium zugeordnet. Eine Neuorganisation als Jugendernährungswerk war angedacht. Die verbesserte Ernährungslage sowie fehlende Zuschüsse an die Gemeinden führten letzten Endes zur Einstellung der Schulspeisung in ihrer damaligen Form.