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Standorte der Feuerstellungen

Standorte der Feuerstellungen für die Scheinsignalraketen 

© Schutzbauten Stuttgart


Anlieferung der Brennmittel
Baulich stellte die Brandanlage keine größeren Herausforderungen dar. Problematischer war der Antransport der großen Mengen Brandt-Material, vor allem von Großbrand-Brikettes.17 Diese könnten über den Grundgraben mit Loren in die Anlage transportiert worden sein. So blieb das Transportsystem bei Aufklärungsflügen nicht sichtbar. Dies erklärt auch, dass lange Zeit  im Grundgraben noch Reste von Schwellen und Schienen einer Feldbahn zu finden waren. Auf Gerlinger Markung, direkt an der Stadtgrenze existiert heute noch ein unterirdisches Bauwerk aus Beton, in dem die Brandmittel gelagert worden sein könnten und somit dem Entdecken bei Aufklärungsflügen entzogen wurden. Erfahrung mit der Tarnung wurde bereits auf der Bundesgartenschau 1939 durch die Firma Seidenspinner aus Botnang entwickelt, die hier Anwendung gefunden haben könnten.
Aufgrund der noch zu sehenden Fragmenten drängt sich die Vermutung auf, dass die Großbrandbrikettes mit der Bahn nach Ditzingen geliefert wurden und von dort über den Grundgraben zu diesem unterirdischen Bauwerk transportiert wurden.

Andere Scheinanlagen in der Nähe
Welzheim (Schmiedener Feld), Fessbach (Öhringen), Schorndorf (Waiblingen), Möckmühl (Heilbronn), Betzigenrieth (Göppingen), Maichingen (Böblingen),
Bei diesen Scheinanlagen handelt es sich aber um Scheinflugplätze

Eine besondere Scheinanlage

Hermann Göhring ließ sein Domizil Carinhall in der Schorfheide (In der Nähe von Berlin) durch eine 8 Kilometer entfernten Attrappe schützen. Sein Landgut wurde in der gleichen Größe aus Holz und Stoff nachgebaut. Es konnte nur aus unmittelbarer Nähe als Nachbau erkannt werden. Zusätzlich wurde diese Anlage mit pyrotechnischen Mitteln geschützt. Dafür waren ältere Landschützen eingeteilt. Das Landgut wurde von alliierten Bombern nie angegriffen. Das Landgut wurde 1945 vor dem Heranrücken sowjetischer Truppen gesprengt. Die angehäuften Kunstschätze waren zuvor ins bayrische evakuiert worden. Das Raubgut an antiken Möbeln wurde bei der Sprengung zerstört, wie auch seine legendäre elektrische Eisenbahn vom Dachstock und dem Keller. 
Brandanlage/Scheinanlage Weilimdorf

1943 führte die RAF die Methode ein, Zielgebiete mit sogenannten Pfadfinderflugzeugen zu markieren. Die deutsche Luftwaffe entwickelte daraus neue Maßnahmen, die Angreifer in die Irre zu führen.  Ab Herbst 1943 wurde in Weilimdorf eine Brandscheinanlage hinter dem Fasanengarten unter der Federführung des Luftwaffenbauamtes aus Stuttgart aufgebaut. Diese Anlage unterlag wie alle  diese Anlagen im Reich der strengsten Geheimhaltung. Das Areal war militärisches Sperrgebiet und durfte nur von autorisierten Personen betreten werden. Diese Anlage konnte ihre Wirkung hauptsächlich bei Nacht entfalten, im Gegensatz zur Scheinanlage in Laufen. Zur militärischen Betreuung wurde eine Einheit der Luftwaffe aus Böblingen nach Gerlingen beordert. Im späteren Verlauf wurden für diese Aufgabe nur noch ältere Landschützen mit körperlichen Mängeln, für die eine andere Verwendung in der Wehrmacht nicht mehr in Frage kam, eingesetzt. Die Anlage sollte die angreifenden Bomber dazu verleiten, die Bomben an dieser Stelle abzuwerfen und somit nur unbewohntes und unbebautes Gebiet zu treffen. Dazu wurden vier Feuerstellungen errichtet:
Weststellung im Gewann "Aischach" (Gerlinger Markung)
Nordstellung im Gewann "Im Hausen" hinter der damaligen Schweinemästerei
Oststellung nördlich des Fasanengartens (heute neben dem Sportplatz)
Südstellung im Gewann "Gänsewiese" am Waldrand , direkt neben der
Kommandozentrale, die in einem extra für diese Anlage erstelltem Bunker untergebracht war. Auf dem Bunker gab es einen Beobachtungsstand mit Sehschlitzen nach drei Seiten, damit man das ganze Scheinanlagenfeld überblicken konnte. In diesem Bunker liefen auch alle Kommunikationsdrähte zusammen. So konnten die einzelnen Stellungen mit entsprechenden Anweisungen versorgt werden. Die Stromversorgung erfolgte vom Bergheimer Hof. Lange Zeit gab es noch einige Isolatoren aus Porzellan, die an den Bäumen in Richtung Bunker zu sehen waren. Anweisungen von der Flakleitzentrale am Killesberg, kamen über den Flaksender "Ulrike" per Drahtfunk. Von hier aus konnten auch die Feuer eklektisch gezündet werden.
Wenn nun ein Masterbomber (Pfadfinder) der alliierten Bomberflotte eine rote Markierung über dem westlichen Stuttgart abwarf, und diese langsam zu Boden schwebte, unterstützt durch sogenannte "Christbäume", (diese hatten die Aufgabe, das Zielgebiet auszuleuchten), wurde auch an der Weststellung der Scheinanlage eine rote Kaskade in den Himmel geschossen, oder einer anderen eingesetzten Farbe, wie von den Angreifern verwendet.20 Dazu hatte man noch ca. 10 - 15 Minuten Zeit, bis die eigentlichen Bomber eintrafen. um die Täuschung zu organisieren.
 Die als Scheinsignal-Raketen oder abgekürzt SSR bezeichneten Geschosse, waren etwa zwei Meter lang aus 15 cm starken Hartpappehülsen, die im Raketenkörper steckte. Sie wurden über Holzböcke gestartet und erreichten eine Höhe von etwa 2000 Metern, von wo sie langsam niederschwebten. Die Startrampen waren gleichzeitig die Verpackung für die einzelnen Raketen. Die Zündung erfolgte mittels eines kleinen Zündapparates mit dem die Leuchtraketen in den Himmel geschossen wurden. Diese kamen aus ca. 2000 Metern Höhe an einem Fallschirm wieder zum Boden zurück und hatten das gleiche Aussehen, wie das vom Masterbomber abgesetzte Leuchtzeichen. So wurde auch an den anderen Stellungen verfahren. Damit hatte die folgende Bomberflotte zwei Zielgebiete wo sie ihre Bomben abwerfen sollten. Um es noch realistischer zu machen wurden auf Betonpyramiden gewellte Eisenroste in einer Größe von ca.  1 x 2,5 Meter montiert und aneinandergereiht.. Auf dieser Konstruktion wurde mit von der Industrie entwickelten Zündpatronen, aus Rückständen der Kohlehydrierung für die Benzinherstellung verstärkt ab 1943, "Großbrandbriketts/Teerbrandbriketts"  hergestellt, entzündet. Die ließen ein Feuer entstehen ohne größere Rauchentwicklung. Die Feuer am Boden sollten vom Flugzeug gut erkennbar sein, ohne dass dieses durch zu viel Rauch verdeckt wurden. Dies sollte die brennenden Häuser simulieren, hervorgerufen durch Brandbomben und zu weiteren Abwürfen animieren. Holz, wenn es nicht Abfall war, war eine Mangelware. Dazwischen gelegte Feuerwerkskörper täuschten Explosionen vor und trugen zur Vervollkommnung des Zielgebietes bei.17 Dabei war darauf zu achten, dass die Brände nicht zu hell waren, damit die Täuschung nicht erkennbar wurde. Durch solche Täuschungsmanöver gelang es wiederholt angreifende Bomber in die Irre zu führen. Die Bevölkerung von Weilimdorf hatte sich mehrfach gegen die Scheinanlage gewehrt Sie hatten  zuletzt im September 1944 dagegen protestiert. Da die Scheinanlage nur nachts ihre Wirkung erzielen konnte, wurden die Vorbereitungen tagsüber mit Tarnmaßnahmen wie Zweige und Netzen vor Aufklärungsflügen geschützt.
​Militärarchiv RL 16-13/157    21
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 Flakstellungen rund um Stuttgart. Ab 1944 wurden viele Flakstellungen noch einmal durch RAD Batterien verstärkt. Der Feuerbereich einer Flakstellung betrug ca, 10 Kilometer.
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Während der Juli Angriffe 1944 auf Stuttgart, konnte die Anlage am 28./29 Juli eine erhebliche Anzahl der Brand- und Sprengbomben abfangen. Den schlimmsten Angriff den Weilimdorf  auf Grund der Scheinanlage über sich ergehen lassen musste, war am 28. Januar 1945. Nach diesem schweren  Angriff wurden ca. 300 Spreng- und 20.000 Brandbombeneinschläge im Gelände der Brand/Scheinanlage gezählt. Mangels Wasser, das auf Grund des Frostes sofort gefror, wurden die brennenden Häuser in Weilimdorf mit Schnee gelöscht. . Die Wasserentnahmestellen konnten durch die 20 cm hohe Schneedecke auch kaum gefunden werden. Nach diesem Angriff, mussten sich die Offiziere und Mannschaften der Anlage schwere Beschimpfungen durch die Weilimdorfer Bevölkerung gefallen lassen, wenn sie durch Weilimdorf gingen. Der Erfolg der Scheinanlage 1945 könnte auch darin liegen, dass  Teile der Flak verlegt worden waren oder die Flakbesatzungen sehr ausgedünnt und unerfahren waren um eine effektive Verteidigung zu organisieren19. Dadurch stand den Flugzeugen mehr Zeit zur Verfügung, um die Bomben gezielter abzuladen.

Funktion der Scheinsignalraketen


Nachkriegszeit


Zustand des Kommandobunkers 1967, noch mit Beobachterturm   © Schutzbauten Stgt.
Kommandobunker Zustand 2012, ohne den Aufsatz. Die Birke ist immer noch vorhanden, der Stamm entsprechend dicker.                                                      

Der Kommandobunker ist das einzig sichtbare Relikt dieser Anlage heute noch. Er befindet sich direkt am Waldesrand bis 1976 unversehrt. In die Sehschlitze des Beobachter-Aufbaues wurden an Silvester immer wieder Knallkörper hineingeworfen. Bewohner meldeten den Behörden, dass daraus eine Gefahr ausgehen könnte, weil sich eventuell noch Munition im Bunker befindet. Der Beobachtungsteil des Bunkers, ca. 2,5 x 2,5 Meter, wurde darauf beseitigt. Der untere Teil des Bunkers mit seiner Größe von 12 x 3 Metern schaut heute noch teilweise aus dem Erdreich heraus. Die seitlichen Eingänge sind zugeschüttet. Die Stadtverwaltung konnte sich, laut Akten, über die Ausrichtung des Bunkers und den Sehschlitzen nicht erklären, weil sie entgegen der Anflugrichtung sind. Die Funktion Scheinanlage war 1976 von behördlicher Seite bereits in Vergessenheit geraten und daher unbekannt.

Zeitzeugenbericht
"Das Erdreich an den Feuerstellen, an denen die Brände entfacht worden waren, war nach dem Krieg total ausgebrannt und musste von uns  Landwirten ausgetauscht werden. Die Betonpyramiden auf denen die wellenförmige Feuerroste montiert waren, wurden ebenfalls von uns beseitigt und teilweise in Neubauten integriert, Die Gitterroste waren teilweise noch lange in der Nachkriegszeit als Gartenzäune in den anliegenden Schrebergärten zu finden. Die zahlreichen Bombentrichter in diesem Gelände füllten wir zuerst mit Trümmerschutt und anschließend mit einer Erdschicht wieder zu".4
4Joachim Ludmann†


Abschussrampe der Leuchtraketen, Verpackungskiste diente gleichzeitig als Rampe18

Bei vielen älteren Weilimdorfern gilt die Brandanlage als Verlegung der Scheinanlage in Laufen, wo der Stuttgarter Hauptbahnhof nachgestellt worden war. Dies ist falsch. Dies wurde von Heinz Bardua  in seinem Buch "Luftangriffe auf Stuttgart",1.Auflage, so dargestellt. Die Quelle dürfte wahrscheinlich ein Bericht von Fritz Rose gewesen sein, der aus einem Zeitzeugeninterview stammt. Dadurch könnte diese Meinung entstanden sein. In der 2. Auflage wurde dies korrigiert.