Querschnitt durch den Bunker. Sehr gut zu erkennen die Dimensionen von Decken, Wände, Zwischenwände
Der Tiefbunker am Bahnhof in Feuerbach wurde im Rahmen des Führersofortprogramms 1940/41 erstellt. Die vielen Pendler zu den für die Rüstung wichtigen Betrieben und auch die Mitarbeiter für die Rüstungsbetriebe, die hier ansässig waren, war der Grund für die Erstellung an diesem Ort. Der Erdaushub wurde nach Zuffenhausen an den Ortsrand nach Kornwestheim deponiert4.Während des Krieges platzte nach einem Bombentreffer in unmittelbarer Umgebung eine Wasserleitung im hinteren Bereich des Bunkers. An dieser Stelle hatte man Platz für Kinder geschaffen. Sie wurden in letzter Minute aus dem Bunker gebracht, da sie vom Ertrinken bedroht waren. Die Mütter hatten in ihrer Panik ihre Kinder total vergessen.
Der Tiefbunker wurde von den Schutzsuchenden gerne als erstes Bauwerk bei Luftalarmen angesteuert. Bei Abweisung durch Überfüllung suchten sie Einlass im Winkelturm.
Beim Einmarsch der Franzosen in Feuerbach, stand der Bunkerwart Herr Bofinger aus Feuerbach vor dem Bunker mit einer weißen Fahne und übergab diesen. Er versicherte, dass sich keine Wehrmachtsangehörige im Bunker befänden. Die Franzosen waren mit dieser Information zufrieden und zogen weiter4.
Nachkriegszeit
Wie viele andere Bunker wurden diese Räumlichkeiten zur Aufnahme von ausgebombten Stuttgartern als Behelfswohnraum genutzt. Rasch wurden sie durch Flüchtlinge ersetzt. Vornehmlich aus dem Osten des ehemaligen Deutschen Reiches wurden immer mehr Familien mit Kindern in diesen Bunker eingewiesen. In den beengten Räumlichkeiten fanden diese oft für viele Jahre Zuflucht und ein Dach über dem Kopf. Erst 1957 wurden aus diesem Bunker die letzten Flüchtlinge in Neubauten umquartiert5.
Danach kamen an ihre Stelle die ersten Gastarbeiter aus Italien, die bei der Firma Bosch arbeiteten. Bosch mietete den kompletten Bunker für die Unterbringung der Arbeiter von der Stadt. Erst Ende 1960 konnte der Bunker komplett geräumt werden. Auf massiven Protest der "Gastarbeiter", erstellte Bosch Unterkünfte in Rutesheim, welche den Bewohnern des Bunkers angeboten wurden. Die Bunkerbewohner hatten an den italienischen Konsul eine Beschwerde gerichtet. Ausser den Gastarbeitern der Firma Bosch gab es auch Arbeiter von der Firma Schoch, die ebenfalls im Bunker lebten. Nach deren Beschwerde richtete die Firma Schoch Räume im "Hochhaus " auf dem Firmengelände ein.
Kalter Krieg
Mit dem Beginn des Kalten Krieges wurde dieser Bunker als erster Tiefbunker in Stuttgart für die Belange eines Langzeitaufenthalts für eine atomare Auseinandersetzung umgebaut. Nach 3-jähriger Umbauzeit, unterbrochen, weil die finanziellen Mittel oft nicht bereit standen, wurde dieser Bunker dem Stuttgarter Amt für Zivilschutz übergeben. Die Planungen dafür hatten bereits 1960 dafür begonnen. Es wurden rund 300 Liegebetten, davon jeweils 3 übereinader eingebaut. Das Gestänge wurde dafür starr zwischen Boden und Decke eingeschraubt. In gleicher Weise wurden 800 Klappsitze installiert. 1964 wurde ein Tiefbrunnen durch die Firma Prechtel erbohrt.
Der Zugang zum zweiten Zugang über die Unterführung wurde vergessen zu bauen. Dies wurde erst bemerkt, dass das dafür vorgehaltene Geld nicht abgerufen wurde.
Der Bunker diente 1982 als Kulisse für eine Fernsehsendung über das Thema "Atomare Auseinandersetzung".
Er ist war bis zum Ende 2013 der einzige Stuttgarter Bunker, der voll aufgebaut und für einen Krisenfall bereit gehalten wurde. Der Verein Schutzbauten Stuttgart e.V. hat in die bestehende Einrichtung eine Ausstellung integriert, die die Zeit des Kalten Krieges und das Überleben in einem Atombunker veranschaulicht. 2013 war der Bunker Drehort für die Fernsehserie "Soko Stuttgart". Der Notwasserbrunnen wurde 1964 in die Bunkerertüchtigung für den Kalten Krieg gebohrt. 1989 wurde die Bohrung überprüft und die Überläufe aus verschiedenen Wasserstockwerken abgestellt. Die fachspezifische Betreuung führte Peter Scheuerle, der Sohn von Richard Scheuerle durch.
Heute ist dieser Bunker noch das einzige Bauwerk in Stuttgart, bei dem die Einrichtung des Kalten Krieges noch existiert. Bei allen anderen Bauwerke wurden 2014/15 die Einrichtungen entsorgt.
Bundessicherungsgruppe Bonn übernachtet im Bunker
Anlässlich eines Besuches des Volksfestes von Bundespräsident Roman Herzog, übernachtete dessen Begleitkommando von 8 Personen im Bunker. Ihnen war mitgeteilt worden, dass sie hier völlig ungestört seien. Durch einen Zufall war für den Morgen eine Revision des Schutzraumbetriebsdienstes vorgesehen. Der Angestellte Siegfried Schlegel ging arglos in den Bunker und war plötzlich von 5 Mann mit gezogener Waffe umstellt. Es bedurfte einigen Aufwand, die Sachlage aufzuklären.