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Der Bunker als Kulturstätte
Seit Mitte der 70er Jahre war das Bauwerk an Musikgruppen vermietet. Unter anderem probte in diesem Bauwerk Florian Dauner bis Ende der 90er Jahre. Auch 2012 war das oberste Stockwerk ausserhalb des Schutzbereiches an Musiker vermietet. Auf Grund des verschärften Brandschutzes wurde diese Mietverhältnisse alle aufgelöst und der Bunker steht seit Jahren leer. Eine Vermietung ist deshalb nicht mehr möglich.
Finanzielle Einnahmen gibt es durch die verschiedenen Leuchtreklamen an den Außenwänden und von Funkantennen auf dem Dach des Gebäudes.

Ab 1988 wurde der Bunker wieder einer Nutzung als Zivilschutzanlage zugeführt. Für 275.000 DM wurden der Bunker renoviert und die eingesprengten Fenster mit Betonplomben verschlossen.
Geschichte des Rosensteinbunkers

Der Rosensteinbunker wurde 1942 fertiggestellt und sollte 1.470 Personen Schutz bieten. Da auf dem Dach eine Flakstellung geplant war, wurde in das Bauwerk ein Aufzug der Fa. Zaiser eingebaut. Mit diesem Aufzug hätte die Munition nach oben gebracht werden können.

Die Rosensteinbrücke wurde durch die Deutsche Wehrmacht in den letzten Tagen des Krieges gesprengt. Durch die Zerstörung der Brücke war die Linie 13 der Straßenbahn zweigeteilt. Am linken Neckarufer fuhr die Bahn bis zur Aubrücke und wendete dort. Auf der rechten Seite gab es eine Wendeschleife am Rosensteinbunker. Erst ab dem 1. Juli 1953 konnte die Straßenbahn wieder über die instandgesetzte Rosensteinbrücke verkehren. Bereits am 11.Mai hatten amerikanische Pioniere die Rosenstein-Behelfsbrücke vollendet.

Die Hotelsituation war in Stuttgart nach dem Krieg äußerst angespannt. Die Stadtverwaltung suchte deshalb nach Möglichkeiten, diesen Mangel zu beseitigen. Man suchte nach geeigneten Immobilien und stieß dabei auf den Rosensteinbunker. Am 16. August 1948 eröffnete Edmund Conen in diesem Hochbunker einen Hotelbetrieb.

 

 

 

 

 

 

 

Edmund Conen wurde am 10. November 1914 im rheinland-pfälzischen Ürzig an der Mosel geboren. Er stammte aus einer Schneiderfamilie. Seine 4 Brüder und sein Schwager gründeten einst den SV Ürzig, dem er zunächst angehörte, ehe er sich in der Gymnasialzeit dem FV Saarbrücken anschloss. Rasch wurde er für die deutsche Fußballnationalmannschaft entdeckt. Er bestritt zwischen 1934 und 1942  28 Länderspiele für den DFB und erzielte dabei 27 Tore. 1935 erkrankte Conen psychisch. Es dauerte 3 ½ Jahre bis er sich wieder ein Fussballtrikot überzog. Im Februar 1939 spielte er durch die Vermittlung eines Freundes für die Stuttgarter Kickers. Der Genesene tat beinahe so, als wäre er nie weggewesen und sorgte in Degerloch reihenweise für Sturmläufe und Tore. Der Krieg unterbrach dann das fussballerische Leben. Die Stadt Stuttgart machte am 26. September 1947 eine Ausschreibung im Amtsblatt und den beiden Tageszeitungen. Unter den 12 Bewerbern wurde Edmund Conen ausgewählt. Conen hatte in seiner Bewerbung mit seiner Erfahrung während seiner Zeit in der Wehrmacht in Kantinen und seiner Frau als gelernte Köchin punkten können. Frau Conen hatte von März 1939 bis Mai 1941 die Gaststätte Rössle für die Brauerei Hofbräu geführt. Seinen Wohnsitz hatte das Ehepaar in Degerloch in der Leinfeldener Straße. Wie aus dem Bewerbungsschreiben ersichtlich, wollte Conen 20.000.- RM (Reichsmark) in das zu eröffnende Hotel investieren. Trotz weiteren Bewerbern, die aus dem Gastronomie Bereich kamen, bekam Edmund Conen den Zuschlag. Hier dürfte der Bekanntheitsgrad den Ausschlag gegeben haben. Conen hatte sich zuvor für das Hotel am Wilhelmsplatz in der Stadtmitte beworben, war aber auf Betreiben des Hotel- und Gaststättenverbandes wegen mangelnder Erfahrung im Gastronomiebereich nicht zum Zuge gekommen. Conen hatte sich schon längere Zeit eine Zukunft in der Gastronomie gesehen. So bot ihm die Sportvereinigung Feuerbach von einem Wechsel von den Kickers zur Sportvereinigung zusätzlich Räume in der Stuttgarter Straße als Cafe an. Conen schlug dieses Angebot aus, weil er sich gastronomisch in einem Bunker bessere Chancen versprach. Der Start des Hotelbetriebs im Rosensteinbunker  verlief aber äußerst schleppend und verzögerte sich. Bis 22. Juni 1947 war der Bunker noch mit 61 Flüchtlingen und Evakuierten belegt. 

 

 













Der Arbeiter- und Wohlfahrtsverband betrieb im Erdgeschoss eine Suppenküche. Im Rest des Bunkers waren unter seiner Betreuung die Flüchtlinge untergebracht, die in Canstatter Betrieben arbeiteten. Damit man ein Hotel in diesem Bunker eröffnen konnte, wurden die Bewohner in den Bunker Talstraße umquartiert. Dieser Bunker war bis zu diesem Zeitpunkt auf Anordnung der Militärregierung als Durchgangsheim für Personen aus Ungarn, die zum Kreis der Displaced Persons (DP) zählten. Nach der Rückführung dieser Menschen in deren Heimat, stand der Bunker den Flüchtlingen vom Rosensteinbunker zur Verfügung. Im obersten Stock des Rosensteinbunkers, außerhalb des Schutzbereichs des Bunkers, wohnte der Bunkerwart Rebmann, der in Diensten der Arbeiterwohlfahrt stand. Er wollte aber die für die damalige Zeit ausgesprochen angenehme Wohnung mit Fenstern und einem schönen Ausblick auf Cannstatt nicht mit einer schlechteren in einem anderen Bunker tauschen. Ursprünglich sollte das Hotel bereits im April 1948 eröffnet werden. Auch das Einsprengen von Fenstern ging nicht termingerecht vorwärts. Außerdem mußte die komplette Elektroanlage erneuert werden.

Bei der Eröffnung im Herbst 1948 gab es 42 Betten und ein kleines Restaurant welches eine Größe von 25 m² hatte. Die Pacht betrug monatlich 750 DM, die an die Stadt zu entrichten waren. Eine Übernachtung kostete 5,75 DM. 1949 gingen die Geschäfte rapide zurück. Es gab nur noch eine Auslastung von 50%. Conen bittet die Stadt um Reduzierung seiner Pacht auf 500 DM, die ihm auch nach mehreren Anläufen eingeräumt wurde. Das Hotel lag nicht zentral genug, so dass die Gäste lieber ein Hotel in der Innenstadt suchten. Conen stieg als Gastronom zum 7. Juli 1950 aus und verdingte sich wieder als Fussballspieler beim FC Mühlhausen und danach in der Schweiz bei den Young Fellows in Zürich. 1952 hängte er die Fussballschuhe an den Nagel und nahm einen Trainerjob in Braunschweig an. Conen trainierte ab 1952 die Eintracht Braunschweig und blieb dort bis 1956, bevor er eine Saison den Wuppertaler SV übernahm.
Anschließend trainierte er Bayer Leverkusen für 3 weitere Jahre. Später schulte er zum Computerfachmann um und arbeitete im Eisenbahnausbesserungswerk Opladen, wo er zum Ende seiner Trainerlaufbahn den BV 01 betreute. Edmund Conen starb am 5. März 1990.

Als Nachmieter für das Turmhotel am Rosensteinpark wurde nach dem Ausscheiden Conens Ernst Fischer, ein Bäckermeister gefunden. Dessen Betrieb war in Stuttgart ausgebombt worden. Er suchte in Stuttgart nach seinem Ausgebombtendasein einen beruflichen Neuanfang und startete diesen mit dem Turmhotel. Er richtete zusätzlich ein Straßencafe vor dem Bunker ein. Ein Schriftzug auf der Türeingangsseite zeigt die Aufschrift "Restaurant - Konditorei - Cafe". Er führte das Hotel weiter bis zum 31. Dezember 1953 und eröffnete dann ein Cafe in der Landhausstrasse beim Kernerplatz. Der Bunker wurde danach wieder als Flüchtlingsunterkunft genutzt.









Hier ein Auszug aus dem Stadtplan 1946. Man kann die Wendeschleife um den Rosensteinbunker und die restlichen Gleise zur Rosensteinbrücke sehen.





2010 Schutzbauten-Stuttgart e.V.

 


Rosensteinbunker 1953 nach der Indienststellung der neuen Rosensteinbrücke. Auf der Neckar zugewandten Seite sind die Einschusslöcher vom Beschuss durch die Franzosen gut zu erkennen. Diese Sind auch heute noch gut zu sehen.

Auf dem Dach des Bunkers war bis 1994 eine Sirene installiert. Sie war eine Leitsirene an die fünf andere Sirenen in Bad Cannstatt geschaltet waren. 



















Straßenbahnversorgung auf der rechten Neckarseite

 Am 20. April 1945 wurde die Rosensteinbrücke noch von deutschen Einheiten gesprengt, gegen den ausdrücklichen Wunsch von OB Strölin. Damit aber ein Straßenbahnverkehr auch auf des rechtsseitigen Neckars möglich war, wurden in der Nacht vor der Sprengung die Triebwagen und der Anhänger auf die rechte Seite hinübergebracht, damit auch dort ein Straßenbahnverkehr möglich war.  Der Rosensteinbunker war damit Endstation auf der rechten Seite des Flusses und es wurde eine Wendeschleife um den Bunker herum gebaut.