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Behandlung von Kriegsgefangenen und Fremdarbeitern

Das Bürgerhospital richtete eine Abteilung ein, in der nur Fremdarbeiter und Kriegsgefangene behandelt wurden. Sie sollten in keinen Kontakt mit den deutschen Bürgern kommen. Wenn es zu längeren Erkrankungen kam, wurden sie meist in ihre Heimat zurückgeschickt.

Das ab 1937 neu erbaute Robert Bosch Krankenhaus (1940 fertiggestellt), gestiftet von Robert Bosch, wurde  Zufluchtsstätte von "Lästigen Ausländern" (Juden) und politisch verfolgten, die in keinem anderen Krankenhaus Aufnahme fanden. Das Krankenhaus erlitt keine Bombenschäden während des Krieges, im Gegensatz zu allen andern Stuttgarter Krankenhäusern.

Zahnärztliche Versorgung in Stuttgart während der NS Zeit

Die Stuttgarter Ortskrankenkasse hatte bereits 1928 für ihre Mitglieder im Katharinenhospital eine Zahnstation eingerichtet. Diese Zahnstation wurde am 1. Februar 1934 von der Stadt Stuttgart übernommen und vom Chefarzt Dr, med. dent. Witzel geleitet. Ab 1943 wurde die Behandlungen, auf Grund der gestiegenen Angriffe, im OP Bunker des Katharinenhospitales vorgenommen. Nach der völligen Zerstörung des Krankenhauses 1944 wurde die Zahnmedizin nach Stetten im Remstal verlagert. Dr. Witzel starb 1945 und von der Zahn-und Kieferstation überdauerten nur Reste in Stetten. Am 4. Dezember 1945 wurde die Zahn- und Kiefermedizin am zerstörten Katharinenhospital Dr. Rheinwald übertragen. Operationssäle gab es dazu wieder im OP Bunker des Krankenhauses. Ab 1952 konnten endlich neue Räume im wieder aufgebauten Klinikum bezogen werden.


Die medizinische Versorgung beim Luftschutz
Die artspezifische Verwundung durch Luftangriffe wurde entweder unmittelbar durch die abgeworfene Munition (Splitterverletzungen, innere oder äußere Verletzungen durch den Luftdruck oder Verbrennungen) oder mittelbar durch deren Wirkung auf Gebäude/Versorgungsanlagen, Verletzung durch Trümmerteile, Verschüttungen durch Gebäudezusammenbrüche, Verbrennen, Ersticken, Vergiftung durch ausströmendes Gas oder Ertrinken durch das Platzen von Wasserrohren, hervorgerufen. Für die medizinische  Zwecke wurden deshalb entsprechende Vorschriften erlassen.

Um eine ausreichende Versorgung in medizinischer Hinsicht sicherzustellen, wurden für Verletzte durch Luftangriffe ein breites Netz an Rettungsstellen in Stuttgart aufgebaut. Die Mindestanforderung an die baulichen Gegebenheiten war, dass sie splitter-, trümmer- und gassicher sind. Sie sollten die Krankenhäuser von einem Ansturm von Patienten bewahren und die erste Anlaufstelle von Verwundeten sein. In den Luftschutzrettungsstellen gab es dafür am 20. Oktober 1939 in Stuttgart 130 Betten. Eine Luftschutzrettungsstelle war mit einem Luftschutz-Arzt, zwei Krankenschwestern und einigen Helfern personell ausgestattet, die Erste Hilfe leisten sollten. Es wurden in Stuttgart 88 niedergelassene Ärzte zu Luftschutzärzten bestimmt.
Da man auch mit Gasangriffen rechnete, war in den Luftschutzrettungsstellen Vorsorge getroffen worden, um kampfstoffvergiftete Personen von nicht vergifteten Personen zu trennen, um bei dem geringsten Verdacht entsprechend handeln zu können. Zu diesem Zweck wurden Duschmöglichkeiten installiert. Es hätte weitreichende Konsequenzen gehabt, wenn schon ein kontaminiertes Kleidungsstück in den Bunker gelangt wäre. Wenn eine weitere klinische Behandlung notwendig war, wurde der Transport zum Krankenhaus von der Luftschutzkrankentransportabteilung des DRK übernommen.

Polizeigeneral Schweinle meldete im Juni 1939 dem Innenministerium dass von 757 Stuttgarter Ärzten 485 der Stuttgarter Bevölkerung uneingeschränkt zur Verfügung standen, 88 waren als Luftschutzärzte beim SHD vorgesehen, 77 niedergelassene Ärzte standen für die Wehrmacht zur Verfügung.

Krankenhäuser
Die Wehrmacht hat Anfang 1940 in Stuttgart 1.400 Krankenbetten  requiriert, darunter das komplette Cannstatter Krankenhaus, das Karl-Olga Krankenhaus, das Marienhospital und das Paulinenhospital.. Der Cannstatter Kursaal wurde von der Wehrmacht bei Kriegsbeginn als Reservelazarett eingerichtet, bereits im November 1939 wieder frei gegeben. Für die Bevölkerung wurden fünf Hilfskrankenhäuser mit 800 Betten eingerichtet (Friedrich-List-Heim, Uhland-Oberschule, Brenzhaus, Furtbachhaus, Hans-Sachs-Haus).
Das Katharinenhospital, das Cannstatter Krankenhaus und die Städtische Frauenklinik erhielten einen Bunker OP. Katharinenhospital und Cannstatt zusätzlich einen Bettenbunker, in dem Kranke luftschutzgeschützt  operiert und gepflegt werden konnten. Das Zeppelin Gymnasium wurde 1941 zu einem Lazarett umfunktioniert und am 29. August eingeweiht. Auf das Dach des Gebäudes wurde ein rotes Kreuz auf weißem Hintergrund gemalt. Dies sollte das Gebäude vor einer Bombardierung nach der Genfer Konvention schützen.

Dem Bethesda Krankenhaus, während der NS Zeit zum Albrecht Krankenhaus umbenannt, wurde 1941 vom Reichsgauleiter die Auflage erteilt, einen Bunker zu bauen, damit dort Operationen und Entbindungen stattfinden konnten. Dazu nutze man vorhandene Steinbruchstollen. Dieser Stollen wird unter PI 42 in der Stollenliste geführt. Während der Juliangriffe 1944 überlebten dort 2.000 Schutzsuchende einen heftigen Angriff. Der Stollen diente auch den umliegenden Anwohnern als Schutzraum.

Das Marienhospital wurde am 28. August 1939, wenige Tage vor Beginn des von Hitler entfesselten Zweiten Weltkriegs, von der Wehrmacht beschlagnahmt und zum Reservelazarett erklärt. Ein Reservelazarett ist ein Krankenhaus für verletzte und kranke Soldaten außerhalb des Kampfgebiets. Es war mit durchschnittlich 220 Soldaten belegt. Das entsprach etwa der Hälfte der damaligen Gesamtbettenzahl. Die zahlreichen Bombenangriffe zwischen 1941 und 1944 verursachten teils schwere Schäden an Marienhospital-Gebäuden. Wie durch ein Wunder wurde dabei aber kein einziger Kranker oder Mitarbeiter getötet oder auch nur verletzt. Auch war keiner der Angriffe so stark, dass das komplette Krankenhaus lahmgelegt wurde.

Personen, die eine IInfektionskrankheit hatten, durften nicht in allgemeine Luftschutzräume. Für diese gab es in den Krankenhäusern abgetrennte Luftschutzräume für Infektionskranke. Bei einer Zusammenlegung von Gesunden und Infektionskranken, wäre eine Ansteckungsgefahr auf diesen engen Räumen viel zu gefährlich gewesen. Teile der Weißenhofsiedlung wurde als Infektionsstation genutzt.

Nach dem ersten Tagangriff durch die Amerikaner wurde Teile der Patienten in das Konvikt nach Rottweil und in das Schloß Isny ins Allgäu verlegt. Die Wehrmacht überließ der Stadt ein Teil des Cannstatter Krankenhauses. Schwerkranke kamen in das Kolpinghaus oder in das Hilfskrankenhaus nach Vaihingen. Nach der Zerstörung der Hälfte aller Krankenhausbetten im Juli 1944, eröffnete die Stadt neue Hilfskrankenhäuser im Parkhotel Silber sowie im Schwarzwald und auf der Schwäbischen Alb. Die chirurgische Abteilung des Wilhemhosital wurden nach Weilimdorf in die Neue Schule - der heutigen Wolfbuschschule - verlagert. In Stuttgart standen von den friedensmäßigen 5200 Betten nur noch 1800  zur Verfügung. In den Luftschutzrettungsstellen standen noch 900 Betten für 900 Verwundeten zur Verfügung. Hilfskrankenhäuser waren bereits im Vorfeld erkundet und bestimmt worden. Da durch den Luftkrieg erhebliche Mengen an Sanitätsmaterial gebraucht wurde, waren entsprechende Sanitätsmittellager in der Nähe von Städten mit der Eingliederung von Luftschutzorte der I.Ordnung, wie Stuttgart, eingerichtet und bevorratet worden.

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Schwestern des Bethesda Krankenhaus am Eingang des Luftschutzstollen.


Medizinische Vorsorge im Haushalt
Jeder Haushalt musste sich eine Erste Hilfe Apotheke für Belange, die sich aus Luftangriffen ergeben konnten, zulegen. In erster Linie dachte man dabei an Verletzungen, die durch Giftgas ausgelöst werden konnten.




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