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Geschichte und Geschichten, BW 51 - Killesberg

Kriegsnutzung

Dieser zweigeteilte Stollen hatte sowohl eine militärische als auch eine zivile Funktion. Der militärische Teil wurde bereits 1939 während der Reichsgartenschau auf dem Killesberg unter der Aufsicht der Organisation Todt erstellt. Beteilgt dürfte an der Planung der Landschaftsgärtner Emil Seidenspinner aus Botnang gewesen sein, der sich auf die Grüntarnung spezialisiert hatte. Zum Bau des Stollens müssen auch Einheiten des SHD eingesetzt gewesen sein, wie Zeitzeugen berichten. Die SHD Einheiten waren in Baracken auf der Feuerbacher Heide kaserniert. Der Stollen war als Kommandobunker für verschiedene Stabstellen eingerichtet. Bereits am 12. Oktober 1939 besuchte der Polizeigeneral Schweinle das Luftabwehrkommando in der Villa Wolf, die Flakstellung am Mühlbachhof und den Kommandostollen. Hier war auch der Flaksender "Ulrike" untergebracht, der die einzelnen Flakstellungen rund um Stuttgart mit Informationen versorgte. Auch verschiedene Stabstellen hatten hier einen Stützpunkt. Ende 1943 bestand die NSDAP Ortsgruppe Killesberg  darauf, dass der Bau eines Schutzraumes für die umliegenden Anwohner errichtet wird. Bei den ersten Planunterlagen war der bereits bestehende militärische Teil aus Geheimhaltugsgründen nicht vermerkt. Der Stollen wurde von der Killesbergseite und von der Robert-Mayer-Straße aus in den Berg getrieben. Kurz vor dem Durchstoß der beiden Röhren wurde die ausführende Baufirma Heilmann & Littmann zur Erstellung einer Untertageproduktion abgezogen. So wurde die Röhre nicht mehr komplett durchgängig. Der Sollenvortrieb in der Robert-Mayer-Straße wurde unter der Bezeichnung BW 28 geführt, wie er zu Beginn des Krieges geplant war. Erst bei der Werkplanung wurde er zum BW 51 zugeschlagen.
Am 20. April 1945 wurde der komplette Stollen von der Wehrmacht geräumt, die sich zur Albstellung zurückzog. Die in Stuttgart einrückenden Franzosen durchsuchten dieses Bauwerk und sprengten dabei einen Tresor. Dadurch wurde eine gemauerte Zwischenwand zerstört. Als Zeugnis der Siegermentalität sind auch heute noch die Durchschüsse an einzelnen Türen und die Einschläge an der Wand zu sehen.

Nachkriegszeit

Im August 1945 sprengten die Amerikaner die Eingänge zu diesem Stollen. Anwohner hatten das Stollenholz, das teilweise für die Sicherung verwendet worden war, für Brennholz ausgebaut. Dadurch war der Stollen auch unsicher geworden. Bis 1979 blieb dieses Bauwerk im Verborgenen. Der Kalte Krieg war der Grund, dass dieses Bauwerk wieder geöffnet wurde.Hülsen aus der Kriegszeit Der Städtetag hatte beschlossen, dass Großstädte dafür zu sorgen hatten, dass für die Stadtverwaltung ein Ausweichquartier geschaffen werden soll. Es wurde festgestellt, dass sich dieses Bauwerk dafür hervorragend eignet. Es wurden 320.000 DM dafür aufgewendet. Die Eingänge wurden entsprechend gesichert und das Bauwerk wartete auf einen entsprechenden Ausbau für die Belange der Stadt. Bei der ersten Begehung durch Mitarbeiter vom Amt für Zivilschutz machten diese eine grausige Entdeckung. Hinter den zerschossenen Türen wurde ein undefinierter Haufen entdeckt, der sich nach näherer Untersuchung als zwei Leichen die mit Chorkalk zugeschüttet waren entpuppte. Die Hundemarken wies sie als Wehrmachtsangehörige  aus. ( Dem Verein war das Gerücht, dass in diesem Stollen Personen durch Franzosen hingerichtet worden sein sollen, schon lange bekannt. Erst jetzt 2015 äusserte sich ein Zeitzeuge zum ersten Mal öffentlich . Er war bei der Entdeckung dabei. Er fühlte sich nach dieser langen Zeit nicht mehr an das Sprechverbot seines Vorgesetzten gebunden)  
 Der Ausbau des Stollens verzögerte sich aus finanziellen Gründen. Das Ende des Kalten Krieges machte den Ausbau dann nicht mehr notwendig. Das Bauwerk ist seither in einen "Dornröschenschlaf" versetzt und ist eine Zeitkapsel. 
Damit die Belüftung besser wird, hat man sich 2016 dazu entschlossen, am Ende des Smaragdweges ein Belüftungsbauwerk zu erstellen. Seither ist eine gefahrlose Begehung betreffs Gasbildung wieder möglich .







                                                                                                                                                                      

Lotsendienst

 In diesem Stollen war eine der Stabsstellen des Lotsendiensts für Stuttgart untergebracht. Lotsenstellen gab es vorrangig in Luftschutzorten der I.Ordnung.  Sämtliche auswärtige Hilfskräfte die zur Bergung und Rettung nach einem Angriffen von außen herangeführt wurden, hatten sich bei der Lotsenstelle zu melden.Die Lotsen brachten diese Kräfte auf dierktem Weg zu der ihnen vorgesehenen Einsatzstelle. Damit waren vor allem Feuerwehreinheiten aus den Nachbarkreisen gemeint. Zum Lotsendienst gehörten ortskundige Personen, die mit einem Krad die entsprechenden Einheiten am Stadtrand empfingen und durch die Stadt leiten konnte. Die Kräfte erhielten nach Einführung von UKW Sprechfunkgeräte, damit sie sich mit der Einsatzstelle in Verbindung setzen konnten.


Letzte Flakeinheiten verlassen Stuttgart
Am 20. April 1945 verlassen die Mitglieder des Gefechtsstandes des Flakregiment 139 ihren Sitz im Tazzelwurm und auch der Kommandostand im Stollen Killesberg wurde geräumt. Sie wurden nach Oberboingen verlegt.

Lageplan eines Bunkers für die Flugmeldestelle beim Feuerbacher Weg
(Februar 1954 entfernt)
Der Stollenzugang heute


Der freigeschnittene Westzugang 2015
Leider musste der Eingang inzwischen zugeschweißt werden, da hier die "Bernsteinzimmersucher" mit grober Gewalt den Eingang wiederholt aufgebrochen haben.