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Der Bau von Kleinbunkern in Stuttgart

Der städtische Oberbaurat Fritz Baumann war im Tiefbauamt der Stadt Stuttgart beschäftigt. In seiner Freizeit konstruierte er einen Kleinbunker, der überall rasch aufgebaut werden konnte. Bevor er seine Luftschutztauglichkeit beweisen musste, erstellte Baumann ein Modell im Maßstab 1:50. Der zuständige Baudirektor für den Luftschutz in Stuttgart, Richard Scheuerle (geboren  am 28. April 1899 in Linzingen bei Mühlacker) ließ diesen Bunker nach Baumann zusammen mit einem weiteren Vorschlag für einen Kleinbunker nach Professor Madelung auf dem Gelände nahe der Flandernkaserne auf dem Burgholzhof testen. Der Bunker nach Professor Georg Hans Madelung (* 31. Juli 1889 in Rostock; † 17. August 1972 in Uffing Er war Ingenieur, Professor und Flugzeugbauer. 1941 gründete er die „Forschungsanstalt Graf Zeppelin“ in Ruit und wurde deren Leiter ) sollte mit Betonwerksteinen zusammengesetzt und mit Erde überdeckt werden. Er sollte eine Kapazität von 12 Personen haben. Der Bau wurde mit Hilfe von russischen Kriegsgefangenen durchgeführt, 4 Bunker nach dem System Madelung und 3 Bunker nach dem System Baumann. Bevor die Sprengung am 8.1. 1944 stattfand, wurden die Bunker durch Wehrmachtsangehörige der naheliegenden Kaserne 3 Tage und Nächte bewacht. Die 12 Soldaten erhielten dafür eine Sonderration von einer Flasche Wein von Scheuerle. Die Sprengversuch verliefen für die Kleinbunker nach Madelung desaströs. Von den vier Bunkern wurden drei total zerstört, einer schwer beschädigt. Für die  Bunker  nach  dem  System  Baumann verlief der Test  dagegen ausgezeichnet. Es wurde von Scheuerle beschlossen, den Bunkertyp Baumann in größerem Stil in Stuttgart einzuführen. Der Bau des Bunkertyps nach Madelung wurde untersagt. Scheuerle bestimmte, dass dieser Bunker nach dem System Baumann ab diesem Zeitpunkt als Stuttgarter Rundbunker geführt wurde. Der Stuttgarter Kampfkommandant Oberst Freiherr von Scholley bekam als Dank für die Unterstützung bei den Tests einen Bunker für die Wachen am Kasernentor in der Flandernkaserne durch die Stadt Stuttgart erstellt. Es dürfte der erste Kleinbunker nach Baumann in Stuttgart gewesen sein. 

Nach den ersten Planungen sollten insgesamt 585 gebaut  werden. Die Bauleistung sollte  30 Luftschutzbunker täglich betragen. Dafür benötigte man eine Transportkapazität von 12 Lastwagen. Es standen aber nur 4 LKW´s dafür zur Verfügung. Das bedeutete eine Kapazität von täglich 10 Bauten. Die Schalungen wurden von den Zimmereien Benzinger , Bosch und Locher erstellt. Für eine längere Lebensdauer wurden sie mit Blech verkleidet. Die schweren Luftangriffe der Alliierten ab 25. Juli 1944 und die daraus resultierde großen Zerstörung, dürften den ehrgeizigen Zielen ein Ende bereitet haben.

Deckel des Bunkers
Die Öffnung des Bunkers wurde mit zwei 18 Zentimeter starken Betonklappen verschlossen. Diese Klappen wurden mittig mit einer vier Zentimeter starken Welle in einen links und rechts auf den Bunker aufgesetzte Betonträger (20 x 20 Zentimeter), die jeweils zur Aufnahme der Welle einbetonierte Buchsen hatten. Die Buchsen konnten mit einem einbetoniertem Röhrchen mit  Fett von aussen geschmiert werden. Damit konnten die Betonklappen, welche in die Bunkeröffnung geklappt werden, von unten relativ leicht verschlossen werden.