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Geschichte und Geschichten, BW 26 Cannstatt

Das Haus in dem heute der Verkaufsraum des Stuttgarter Weingutes unter-gebracht ist, wurde 1880 erbaut vom Weinhändler Immhofer & Schwarz . Als Lager wurde unter dem Cannstatter Kurpark ein wunderschönes Kellergewölbe aus Travertin Steinen gebaut. An einer Seite sieht man noch den ursprünglichen Untergrund,  der aus Nagelfluh bestand. Dieses Gestein wurde in die Travertin Blöcke integriert. 

Mit dem Bau des Stollens wurde im Dezember 1941, nach Plänen von Anfang 1941, begonnen. Der Stollen führt vom Travertin Keller weiter in den Berg. Der Stollen hat eine Überdeckung von bis zu 23 Metern. Ursprünlich sollten in die diesem Stollen 560 Sitzplätze und 500 Liegeplätze geben. T atsächlich waren in diesem Stollen bis zu 3200 Personen. Eine Rampe, die für den Bau des Stollens in der Sulzerrainstraße gebaut wurde damit die Lastwagen Sand und Kies für die Betonmischmaschine anliefern konnten, wurde von den Kindern als Spielplatz genutzt. Sie fuhren mit "Kugellagerkärrelen" die Rampe hinunter. Die Lüftungsanlage wurde von der Firma LTG aus Feuerbach installiert. Nachdem die Anlage nur zur Hälfte durch die Stadt bezahlt worden war, baute sie die Lüfter 1946 wieder aus und erhielt zudem noch 4000 RM.

In dem Stollen war ein kleines Büro für den Leiter der Energieversorgung, Herrn Haeberle, eingebaut worden. Er wohnte in der Martin-Luther-Straße und erhielt wegen seiner Berufsstellung in diesem Stollen einen eigenen Raum in unmittelbarer Nachbarschaft von seiner Wohnung. Auch seine Familie nutzte diesen Raum bei Luftangriffen. Die Familie bewahrte auch private Dinge in diesem Raum auf. Darunter war auch die Briefmarkensammlung. Durch die Feuchtigkeit im Stollen klebten alle Briefmarken zusammen und wurden dadurch zerstört. Für die Familie ein Verlust, der aber durch ihr Überleben zu verschmerzen war.

Am 21. April 1945 besetzten die Franzosen Stuttgart. Dabei gingen Truppenteile in diesen Stollen um zu überprüfen, dass sich darin keine Wehrmachtssoldaten befinden. Sie gingen mit Gewehren im Anschlag durch die Reihen der Schutzsuchenden. Ein französischer Soldat ging mit der Waffe auf einen Jungen zu und schenkte ihm eine Tafel Schokolade. Wenn an diesem Tag für den Jungen auch ein Weltbild zusammengebrochen war, versöhnte ihn diese Schokolade um ein mehrfaches.

Nach dem Krieg nutze ab 1.2.1946 die Sektkellerei Rilling den Stollen als Lager. Bis 1992 war in dem Gebäude das Lager und das Büro des Cannstatter Sprudels untergebracht. Seit 1993 ist der Stollen Teil des Weingutes Stuttgart.
Ein Abluftschacht für die Entlüftung des Bauwerkes wurde inzwischen zubetoniert.

Veranstaltungsraum für Weingut
Der ehemalige Leiter des Weingutes Nanz ließ 2012 eine Toilettenanlage in den Stollen einbauen. Sie sind für Veranstaltungen im Travertin Keller erforderlich. Auch der zweite Ausgang wurde für diese Zwecke als Notausgang ertüchtigt. Somit wurde dem heutigen Brandschutz Rechnung getragen. 2011 hatte Nanz eine Modenschau in den Stollenräumen veranstaltet mit 500 Besuchern. Er musste danach belehrt werden, dass dies nach der Versammlungsstättenverordnung und dem Brandschutz nicht zulässig war. Die Gesetzeslage hatte sich nach dem Krieg verändert.



"Schatzkammer" des Stuttgarter Weingutes im Stollen


Lagerung von Wein in den Gängen